Ein Großteil der Songs ihres neuen Albums – dazu stehen Tok Tok Tok ganz klar – sind Liebeslieder.
"Es kann nicht genug Liebeslieder geben", sagt Sängerin Tokunbo Akinro selbstbewusst. "Liebe ist ein universales Thema, das jeden beschäftigt, das jeden angeht. Wir wollten verschiedene Geschichten darüber erzählen, was da alles an schönen und nicht so schönen Dingen passiert. Und es gibt auch mal etwas Freches in den Texten. Eigentlich ist ja immer noch tabu, dass Frauen sich auf dem "Markt der Liebe" wie Männer verhalten. Es ist immer noch verbreitet, dass sich Männer frei austoben und Frauen nicht. Da habe ich dann ein paar provozierende Songs dabei, in denen Frauen gleichziehen. Warum sollte das nicht so sein? "
Zehn aufregende Karrierejahre. Sieben Studioalben und ein Livealbum. Zwei Deutsche Jazz-Awards und ein Preis der französischen Copyright-Assoziation SACEM. Ständige Präsenz im deutschen, französischen und spanischen Jazzradio und in den deutschen Jazz Top 10. Nicht zu vergessen: das Prestige einer grandiosen Liveband, umjubelt von Fans in Madrid, Paris, Berlin oder Prag. Tok Tok Tok sind eine feste Größe in der europäischen Acoustic Soul- und Jazz-Szene.
Kürzlich stellte sich eine Weiche für die Freiburger, als sie einen neuen Plattenvertrag bei Universal Jazz unterschrieben. Auf dem Label von Diana Krall, Jamie Cullum und Beady Belle erscheint in diesem Sommer Tok Tok Toks neues Studioalbum "She And He". "Uns ist klar, dass die erste Platte, die man bei einer neuen Plattenfirma macht, sehr wichtig ist, wenn nicht gar entscheidend. Das treibt mich als Produzent enorm an", sagt Morten Klein, die männliche Hälfte von Tok Tok Tok. "Dass wir so lange bei einem Independent Label veröffentlicht haben, ist allerdings nicht unbeabsichtigt gewesen", schränkt der Saxofonist und Komponist ein. "Wir wollten vermeiden, von Anfang an "gebaut" zu werden. " "Wir kommen ja aus einer eher kammermusikalischen Ecke", ergänzt die Sängerin und Texterin Tokunbo Akinro. "Wir haben uns an der Musikhochschule kennen gelernt, als Trio angefangen. "
Den Label-Wechsel nahmen Tok Tok Tok zum Anlass für einige musikalische Tapetenwechsel – hin zu schlankeren Formen und gestrafften Strukturen. "Schon auf unserer vergangenen Europa-Tournee, wo wir mit dem Material des letzten Albums aufgetreten sind, hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass ich manches ab jetzt eigentlich anders machen würde", sagt Klein. "Ich wollte die neuen Stücke kompakter, gebündelter haben, etwas entjazzen, weniger Gewicht auf Solopassagen legen. "
Ihre sieben bisherigen Studioalben hatten Tok Tok Tok mit dem isländischen Tontechniker Hrólfur Vagnsson aufgenommen. Für ihr letztes Livealbum "Reach Out" taten sie sich mit Oliver Noack zusammen, einem Engineer, den sie aus Freiburg kennen. Und von ihm waren sie so begeistert, dass sie Noack auch für "She And He" engagierten. "Hrólfur ist ein purer Akustik-Tontechniker, er hat nur sehr wenig nachbearbeitet" beschreibt Klein. "Mit Oliver haben wir bei "She And He" aus dem Soundgefüge nachträglich aber noch ein bisschen mehr herausgekitzelt. "
"In unserer Musik halten sich immer "der Groove" und "der Song" die Waage", erklärt Klein. "Seit dem letzten Album haben wir einen Schlagzeuger in der Band, was unseren Grooveanteil natürlich steigerte. Zusätzlich haben wir beim neuen Album stark an den Songelementen gearbeitet, an den Melodien, den Texten. " Insofern besteht "She And He" ausschließlich aus eigenen (Love) -Songs.
Tokunbo und Morten – die entgegen der Vorstellung vieler kein Paar sind wie andere Frau-Mann-Duos (Everything But The Girl, Tuck & Patti), sondern einfach zwei musikalische Seelenverwandte, deren Arbeitsweise und gemeinsame Liebe zur Soulmusik sie über Jahre hat wachsen lassen zu einer der gefragtesten Soul-Acts Europas – Tok Tok Tok lassen Zynismus in Sachen Liebe nicht gelten. "Ich finde, dass auch viele Erwachsene sich wieder wie Teenies verhalten und auch so fühlen können, wenn sie sich wieder in eine neue Liebe stürzen. Auch wenn man verschiedene Beziehungen durchlaufen hat, bedeutet das ja nicht, dass man nicht mehr zu großen Gefühlen fähig ist", sagt Akinro.
Die Songschreiberin ist Kind einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters. Wie hat sie dieser Hintergrund geprägt? "Ich persönlich kenne von früher schon Gefühle von Zerrissenheit zwischen den Kulturen", sagt Akinro, die ihre Kindheit in Nigeria verbrachte. "Zu Hause haben wir Deutsch gesprochen, auf der Straße Englisch. " Als sie zehn war, zog die Familie nach Deutschland. "Irgendwann lernte ich, eine starke eigene Identität zu entwickeln, ein bisschen mit dem Fuß aufzustampfen und zu sagen, ja, ich gehöre hier her. Als ich mehr reiste, kam dann die Einsicht, dass ich mich gar nicht für eine bestimmte Kultur entscheiden muss".
Auf Tour zu sein, ist dafür eine willkommene Gelegenheit. "Mit unserer Band, bestehend aus Jens Gebel (Keyboards), Christian Flohr (Bass) und Matthias Meusel (Drums), haben wir in den letzten Jahren viel international gespielt und dabei so viele spannende Orte kennen gelernt, an die wir sonst nie gefahren wären, tolle Menschen getroffen, sowohl junge als auch alte", schwärmt Tokunbo Akinro. Neben ihrem musikalischen Erfolg gehört auch das zu den Highlights ihrer Karriere.