Ensembles und Musiker*innen:
Ruud Breuls & Simon Quintet Rigter Quintet
Bert Jansma (Jazzjournalist): »So ein Unsinn, diese Diskussionen über Jazz damals, Jazz heute, Jazz der Zukunft und wie man Jazz macht! Das waren meine ersten Gedanken, als ich ›Rise and Shine‹ des niederländischen Ruud Breuls / Simon Rigter Quintets hörte. Weil ich reinen Jazz hörte, Jazz aller Epochen. Nicht prätentiös, nicht affektiert, keine heimlichen Absichten, sondern Jazz von fünf Musikern, die zusammengekommen sind, ›nur‹ um schöne Musik zu machen, jeder von ihnen äußerst versiert und stets des emotionalen Inhalts seines Klanges bewusst.
Tenorsaxophonist Simon Rigter und Trompeter Ruud Breuls kamen erstmals 1997 unter der Leitung des Pianisten und Vater des niederländischen Jazz Cees Slinger in der Band Buddies in Soul zusammen. Slinger starb 2007 und ließ die ›Buddies‹ Rigter und Breul allein zurück. Beide sind sehr respektierte Solisten in Big Bands, der erste in der deutschen WDR Big Band, der zweite im Jazz Orchestra des Concertgebouws. In ihrem aktuellen Quintett kommt eine Rhythmusgruppe gleichen Kalibers dazu: Pianist Karel Boehlee (der Toots Thielemans bei seinen Europakonzerten begleitete), Bassist Jos Machtel und der vielseitige Drummer Marcel Serierse.
Unter den Kompositionen, die sie hier präsentieren, findet sich nur ein Standard: ›Let's Cool One‹ von Thelonius Monk. Die übrigen sieben Titel sind Eigenkompositionen, die die musikalische Persönlichkeit der Band betonen. Drei davon stammen aus der Feder von Saxophonist Rigter, vier aus der von Pianist Boehlee, und sie zeigen beide Musiker als starke Erzähler mit großer Farbpalette. Simon Rigter zitiert gerne Dizzy Gillespie, der sagte, dass guter Jazz mit einem Fuß in der Vergangenheit und mit einem Fuß in der Gegenwart stehen muss. »In meinen Kompositionen bin ich mir der Vergangenheit ein bisschen mehr bewusst«, sagt er, »während ein Musiker wie Karel Boehlee mit modernerem Ansatz schreibt.«
Wie dem auch sei, es passt perfekt. Hören Sie sich nur Rigters schwofiges ›Blanton‹ an, das sich auf Ellingtons Bassist Jimmy Blanton bezieht, einem der einflussreichsten Bassisten in der Geschichte des Jazz, oder sein ›Rise and Shine‹, mit Echos der Messengers. Oder Boehlees wunderschönes ›Goodbye Cerbaia‹, sein Schmerz gehüllt in Schönheit und mit Breuls als perfektem Bänkelsänger am Flügelhorn. Und Marcel Serierses Besen und Sticks in Rigters sprunghaftem ›Olivia's Dance‹, geschrieben für seine kleine Nichte; oder Boehlees einfühlsames und nachdenkliches ›Passage of Iaco‹. Emotionen und Farben zuhauf. ›Ehrliche Musik‹, fügt Simon Rigter hinzu. »Wir haben das in einem einzigen Take aufgenommen, nichts hinzugefügt, nichts repariert.« Aufrichtiger Jazz.