Hajo Wiesemann ist Pianist, Komponist und musikalischer Leiter an der Schnittstelle von Jazz, Neuer Musik, Improvisation und Kammermusik. Sein künstlerisches Schaffen ist geprägt von der Suche nach neuen Klangräumen, in denen sich strukturelle Präzision, emotionale Tiefe und improvisatorische Freiheit begegnen.
Er studierte Jazz-Klavier an der Folkwang Universität der Künste in Essen und am Conservatorium Amsterdam. Wiesemann ist Pianist und Gründungsmitglied des Essen Jazz Orchestra, das 2023 für den Deutschen Jazzpreisnominiert wurde und 2019 den renommierten „Jazz Pott“ erhielt.
Mit dem 2022 gegründeten Geysir Quartett verfolgt er eine Vision von Kammermusik, die sich jenseits stilistischer Grenzen bewegt und Elemente aus Jazz, globaler Musik und zeitgenössischer Komposition verbindet.
Neben seinen Ensembleprojekten arbeitet Wiesemann regelmäßig in kammermusikalischen Duo-Formationen. Mit der Cellistin Anna Betz-Reitmeier (Ensemble Ruhr) verfolgt er im gemeinsamen Duo die Sichtbarmachung einer Globalen Kammermusik, insbesondere von zeitgenössischen Werken für Cello und Klavier. Im Mittelpunkt stehen Kompositionen, die kulturelle Vielfalt und musikalische Dialogfähigkeit hörbar machen – darunter Stücke von Setareh Nafisi (Iran), César Camargo Mariano (Brasilien) und zahlreichen weiteren internationalen Komponistinnen und Komponisten.
Im Duo mit der persischen Komponistin und Tar-Virtuosin Elshan Ghasimi entsteht eine Verbindung zwischen persischer Musiktradition, westlicher Improvisationskultur und zeitgenössischer Klangästhetik. Ihre Duo-Arbeiten sind Begegnungen auf Augenhöhe, die kulturelle Narrative musikalisch neu definieren und durch poetische, formbewusste Offenheit überzeugen.
Als Komponist und musikalischer Leiter arbeitete Wiesemann u. a. für das Deutsche Theater Berlin, das Staatstheater Stuttgart, das Theater Heidelberg, das Staatstheater Dresden, die Essener und Dortmunder Philharmoniker. Seine Theatermusiken zeichnen sich durch die enge Verzahnung musikalischer Struktur und szenischer Dramaturgie aus. Die Shakespeare-Produktion Ein Sommernachtstraum (Regie: Joanna Praml) am Düsseldorfer Schauspielhaus wurde 2017 für den Theaterpreis „Der Faust“ nominiert.
Im Filmbereich komponierte er die Musik zu Die Geschichte einer Familie (Regie: Karsten Dahlem, mit Anna Maria Mühe) und Princess (Regie: Karsten Dahlem), beide mehrfach ausgezeichnet und international gezeigt.
Wiesemanns Werk umfasst Musik für Ensemble, Solo, Theater und Film. Seine Arbeiten verbinden klangliche Transparenz, rhythmische Energie und eine Balance zwischen strukturierter Form und intuitiver Bewegung.
